SDA Redaktion fordert Trennung von Redaktion und Kommerz bei Keystone_SDA

Die SDA-Redaktion befürchtet, dass die fusionierte Keystone_SDA gewinnorientieren arbeiten muss. Die SDA sehen damit die Mission der Nachrichtenagentur gefährdet und fordern in einer Resolution der Redaktionsversammlungen eine strikte Trennung von Kommerz und Redaktion.

sda-Redaktion wehrt sich gegen drohenden Stellenabbau

Ende Oktober wurde bekannt, dass sda (siehe unten *) und Keystone fusionieren sollen. Nun werden die Pläne von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung konkreter. Aus der weitgehend unabhängigen Nachrichtenagentur ohne Profitdruck soll ein Geldesel werden, der jährlich Rendite abwerfen muss (impressum informierte). Die Betriebsversammlung der sda-Journalisten wehrt sich entschlossen dagegen und hat eine gemeinsame Resolution verabschiedet.

Die geplante Fusion von sda und Keystone wird die Wettbewerbskommission (Weko) im Frühling 2018 wohl genehmigen. Damit beginnt ein Prozess, der für die Informationsqualität der Schweiz richtungsweisend sein wird. Die Signale, die vom designierten Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung kommen, sind besorgniserregend und sollten Politik und Bevölkerung beunruhigen.

Rendite statt Dienstleistung

Die neue Firma Keystone_SDA verfolgt Renditeziele und wird mittelfristig eine Dividende an die Aktionäre auszahlen. Das ist ein Paradigmenwechsel. Bislang war die sda eine Dienstleisterin für ihre Eigentümer, die Schweizer Medienverlage. Sie musste keinen Profit abwerfen, sondern qualitativ hochstehende Information aus allen Regionen des Landes zu einem Selbstkostenpreis erbringen. Das ist nun bedroht.

Preisdruck der Kunden

Damit nicht genug: Die sda befindet sich seit je in der schwierigen Situation, dass ihre grössten Kunden zugleich die grössten Aktionäre sind. Nun drücken diese Kunden, die schon als Aktionäre von der Fusion profitieren, die Preise für die Dienstleistungen der Nachrichtenagentur. Da sich die Verhandlungen hinzogen, kann der Verwaltungsrat der sda das Budget fürs Jahr 2018 erst diesen Mittwoch verabschieden. Die Redaktion befürchtet, dass die Einnahmen erneut zurückgehen werden.

PR statt Journalismus

Der Berufsverband impressum und die Mediengewerkschaft syndicom befürchten, dass sich aufgrund von Renditeerwartung und Preisdruck im neuen Unternehmenskonstrukt PR und Journalismus vermischen werden. Sowohl die sda (news aktuell) wie auch Keystone (PPR Media) produzieren bereits heute kommerzielle Inhalte. Die Redaktion der sda ist nach der Fusion besorgt über die journalistische Unabhängigkeit und verlangt, dass im künftigen Unternehmen Journalismus und PR klar und auch personell getrennt werden. Bei diesen Renditeerwartungen und gleichzeitigem Preisdumping droht ein Stellenabbau. Einzelne Ressorts der sda scheinen ebenso gefährdet zu sein wie die Ausbildung von jungen Journalistinnen und Journalisten.

Resolution mit grosser Mehrheit verabschiedet

Die sda-JournalistInnen haben an verschiedenen Betriebsversammlungen eine Resolution mit nur einer Gegenstimme verabschiedet. Darin stellen sie klare Forderungen an Geschäftsleitung und Verwaltungsrat.

-        Keine Vermischung von PR und Journalismus

-        Keine Gratisangebote wie Video oder versteckte Rabatte

-        Transparente Kostenstruktur

-        Eine redaktionelle Vertretung in der Geschäftsleitung

-        Weiterhin Ausbildungsplätze für Stagiaires

Die Belegschaft erwartet von der Geschäftsleitung eine transparente Diskussion, die unmittelbar und vor der Verabschiedung einer neuen Strategie stattfindet. syndicom und impressum unterstützen diese Forderungen der Belegschaft.

 

* Die Schweizer Nachrichtenagentur sda

Die Schweizerische Depeschenagentur (sda) leistet seit über 125 Jahren ihren Beitrag zum Zusammenhalt der Schweiz und dem Austausch von Themen zwischen den Sprachregionen. Sie ist die einzige Nachrichtenagentur im Land und spielt im heutigen Kontext von Fake News, zunehmenden Spekulationen und Infotainment eine wichtige Rolle, da sie sich immer um bestätigte Fakten bemüht. Selbst wenn Fehler auch bei ihr passieren, ist die Glaubwürdigkeit der Agentur sowohl bei Kunden – den Schweizer Medien – als auch in Politik und Gesellschaft gross.

Die sda hat im Jahr 2016 im Basisdienst News 63'000 Meldungen auf Deutsch, 56'000 auf Französisch und 60'000 auf Italienisch verfasst. Zudem wurden über den Basisdienst Sport 26'000 Meldungen auf Deutsch und 24'000 auf Französisch verschickt. Der Personalbestand per Ende 2016 betrug 180 Vollzeitstellen.

 

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